Selbst als ihm Ende Oktober 2007 während einer Diskoparty eine Horde wild gewordener Randalierer die Haustür eintrat und ein Großaufgebot von Polizisten draußen vor der Tür für Ruhe und Ordnung sorgen musste, dachte er zuletzt an sich und seine Sicherheit, sondern entschuldigte sich bei seinen Gästen für das vorzeitige Ende der Party. Es war das erste Mal in der langen Geschichte der Diskopartys im Gasthof von Rolf Pein, dass ein Abbruch erforderlich geworden war. Drei Tage später war vom ganzen Schaden an Haustür und Seitenfenster nichts mehr zu sehen. Schon bei der nächsten Veranstaltung Mitte November hatten alle Gäste den Vorfall vergessen und vergnügten sich, wie die Bilder zeigen, wieder sorglos.
Nerven wie Drahtseile
Rolf Pein hier vorzustellen verbietet sich von selbst, denn er ist noch bekannter als der Bürgermeister. Er ist eine Institution. Kaum etwas läuft im Dorf ohne ihn. Er ist ein wandelnder Terminkalender und Mitglied in allen Organisationen im Dorf. Er macht viel für das Dorf und vor allem macht er darum kein Aufheben. Sein Rat wird gesucht, Diskussionen nimmt er die Spitzen und bemüht sich um den Ausgleich.
Während der Party steht Rolf Pein hinter der Theke meist auf der Seite des Treppenaufganges zur Sektbar wie ein Fels in der Brandung. Seine jugendlichen Gäste sind ihm heilig. Er hört ihnen aufmerksam zu und erfüllt umghend ihre Wünsche. Geredet wird dabei nicht sehr viel. Aber das mag wohl auch daran liegen, dass die Diskomusik für Gespräche nicht sehr förderlich ist. Viele seiner Gäste kennt er mit Namen, obwohl nur wenige von ihnen aus Klinkrade stammen. Rolf Pein wird von einem eingespielten Team von Mitarbeitern unterstützt. Seit langer Zeit dabei ist Wolfgang Löding, den auch rein gar nichts aus der Ruhe zu bringen scheint.
Wolfgang Löding bedient meist die Fensterseite der Theke. Hier trifft er auf die Einheimischen, denn die Klinkrader treffen sich seit Jahren regelmäßig an der Fensterseite rechts vorne am Tresen. Nicht nur jugendliche Klinkrader trifft man hier, sondern auch Angehörige der etwas reiferen Jahrgänge, die bei einem Glas Sekt oder Bier die Party-Atmosphäre genießen. Einige sind Stammgäste, die keinen Diskoabend bei Rolf Pein auslassen. Die Jugend steht schon lange im Mittelpunkt der Veranstaltungen in Pein's Gasthof (haben Sie schon gemerkt, dass wir das auf unseren Webseiten immer falsch schreiben? Das ist reine Absicht, denn ohne das falsche Genitiv-Apostroph wüsste keiner, wie die Gaststätte richtig heißt!).
Schon bei Rolf Pein's Vater Gottfried gab es in den 60er Jahren Tanzveranstaltungen mit Tanzcombos aus der Region. 1967 begann Karl-Heinz Mosentiemer eine Veranstaltungsreihe mit Tanzcombos zu organisieren. Immer im Wechsel engagierte er Live-Bands in den Dörfern Basthorst, Klinkrade, Nusse und Sandesneben, die die gängigen Schlager der Hitparaden nachspielten. 1969 organisierte Mosentiemer einen Auftritt von Howard Carpendale in Klinkrade. Von 1973 an kümmerte sich Rolf Pein um die Tanzveranstaltungen. Zunehmend mehr wurde die teuren Live-Bands nun durch Diskjockeys ersetzt. Die bekannten Diskjockeys der ersten Stunde waren in den 70er Jahren Hansi Kahts aus Nusse und Rolf Gatermann aus Franzdorf. Sie waren auch die ersten, die auf eigene Rechnung Diskoabende organisierten; die Zeit von Karl-Heinz Mosenteimer ging zu Ende und als erstes Dorf schied Basthorst aus der Veranstaltungsreihe aus. Seit 1986 organisiert Dirk Stapelfeld die Disko in Klinkrade, 1997 löste ihn sein Bruder Henning ab. Heute ist die Disko in Klinkrade die letzte Veranstaltung ihrer Art in der Region. 2004 schied Nusse nach dem Umbau des Saales aus, 2007 warf Sandesneben das Handtuch in den Ring, nachdem die Besucherzahlen sich stetig rückläufig entwickelt hatten. In Rolf Pein's Disko treffen sich immer noch hunderte von Jugendlichen 13 Mal im Winterhalbjahr. Nach den Randalen im Oktober waren beim nächsten Mal einige Gäste zu Hause geblieben. Doch die Besucherzahlen zeigen wieder nah oben. Das wird nicht zuletzt auch an Gastwirt Rolf Pein und seinem Team liegen. Denn der ist ein Nachbar mit viel Herz für die Jugend.